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Heimatverein Oythe e.V.
Unser Oythe
Kriegerdenkmal in Oythe von Engelbert Hasenkamp So wie an verschiedenen anderen Orten sind auch hier weder die politische noch die Kirchengemeinde Initiatoren des Denkmalbaues gewesen, sondern der „Stahlhelm" Ortsgruppe Oythe. Der „Stahlhelm", eigentlich „Bund der Frontsoldaten", war als Wehrverband eine in Deutschland militärische Organisation von Soldaten des Ersten Weltkrieges. Er wurde 1918 gegründet und nannte sich überparteilich, obwohl er deutschnationale Tendenzen zeigte. Der Verband musste im nationalsozialistischen Deutschland 1934 zunächst seinen Namen in „Nationalsozialistischer Deutscher Frontkämpferbund" ändern und 1935 sich selbst auflösen. Eine Neugründung nach dem Zweiten Weltkriege (1951) blieb ohne Bedeutung. 1 Spärliche Informationen Die Gründung der Ortsgruppe Oythe war am Beginn meiner Recherchen dokumentarisch nicht zu belegen, weil keine schriftlichen Nachweise vorgefunden wurden. In einem Lokalbericht vom 4.8.1921 der „Oldenburgischen Volkszeitung" (OV) Vechta, auf den ich mich stattdessen beziehe, heißt es jedoch: „Vor kurzer Zeit wurde auch hier in unserer Gemeinde eine Orts­gruppe des „Stahlhelm" gegründet, deren Mitgliederzahl jetzt schon über 30 beträgt". Ferner wird in diesem Bericht darauf hingewiesen, dass auf der ersten Monatsversammlung am 7.8.1921 „die Besprechung der Frage der Errichtung eines Denkmals zu Ehren der gefallenen Krieger unserer Gemeinde" steht 2 . Seltsamerweise ist in dem einige Wochen später in der OV erschienenen Ergebnisbericht über dieses Mitgliedertreffen kein Wort über die Denkmalsangelegenheit gesagt ³ . Am 11. 12.1921 befasste sich die monatliche Zusammenkunft wiederum mit der Denkmalfrage und regte eine Haus­sammlung an. Als Denkmalplatz sei der „Brink" von der Gemeinde zur Verfügung gestellt worden 4 . Der „Brink" ist ein Dreieck Grundstück zwischen Pfarrhaus und Kirche, direkt an der Durchgangsstraße (L 81) gelegen. Nach dieser Verlautbarung herrschte zunächst totale Funkstille, bis nach eineinhalb Jahren die OV am 23.5.1923 berichtete: „Der Bau des Kriegerdenkmals in unserer Gemeinde schreitet rüstig voran". Es wurde allgemein begrüßt, dass nun endlich mit der Denkmalsfrage Ernst gemacht worden sei. Diese Formulierung lässt somit auf längere Planungen und andere Vorbereitungen schließen. Über Entwürfe, Zeichnungen, Änderungen, Ergänzungen oder zu verwendendes Material sind aber keine Unterlagen aufzufinden. Der genannte Pressebericht bringt weiter zum Ausdruck, dass der „Brink" als vorzüglicher Denkmalplatz inmitten des Dorfes gewählt und mit jungen Eichen bepflanzt ist, „die später mit ihren Riesenzweigen das Denkmal beschatten werden". Der Schlusssatz des Artikels erwähnt jedoch, dass „dem Vernehmen nach am Sonntag, dem 27. Mai, nachmittags die Enthüllung des Denkmals stattfindet". Das deutet auch der Vorstand der Stahlhelm-Ortsgruppe in einer offiziellen OV-Bekanntmachung 5 an, denn dort heißt es: „Morgen, Sonnabend, den 26. Mai, ab nachmittags 4 Uhr, in Ordnung bringen des Platzes beim Denkmal". Mit diesen Informationen enden die OV-Berichte über das Krieger-Denkmal. Weder in den folgenden Nummern, noch später ist etwas über die Einweihung und dessen Verlauf gesagt. Es drängt sich hier die Frage auf, warum die sonst so gesprächige Heimatzeitung Näheres über die Denkmalenthüllung verschwiegen hat, während über die Errichtung von Ehrenmalen in anderen Gemeinden (Vechta, Lohne, Vestrup), teils ausführlich und mehrfach berichtet wurde. Um das zu verstehen, darf man vielleicht darauf hinweisen, dass die OV unter Bezugnahme auf die eigene Firmierung in der Kopfspalte „Offizielles Organ der Deutschen Zentrumspartei" war und daher der deutschnationalen Ausrichtung des Stahlhelmes eher zurückhaltend gegenüberstand. Chefredakteur war damals Vikar Franz Morthorst. Es fällt auf, dass der Berichterstattung mehr Raum gegeben wurde, wenn als Initiatoren von Denkmalbauten andere Vereinigungen verantwortlich zeichneten. In den OV Jahrgängen der zwanziger Jahre sind für den Stahlhelm wohl deshalb nur Bekanntmachungen im Anzeigenteil veröffentlicht worden. Aus der Tageszeitung ist somit nur ersichtlich, dass die Einweihung des Oyther Kriegerdenkmals am 27. Mai 1923 erfolgte. Für alle erkennbar ist jedoch, dass für die Gestaltung eine seltene Denkmalform, nämlich der Kubus gewählt wurde, die in unserer Region sonst nicht üblich ist. Kubus ist ein regelmäßiges Quader (viereckiger Stein) mit sechs quadratischen Seitenflächen 6 . Aus solchen, rund dreißig verschieden große Kuben, wurde hier nun ein 4,20 m hohes und oben stumpfwinklig abgedecktes Denkmal aufgerichtet, dessen wuchtiger Unterbau (2,40 x 2,20 x 0,88 m) dem Ganzen eine massive Form gibt. Das obere Segment misst am Fuß 1,86 m, ist nach oben auf 1,37 m verjüngt und 3,20 m hoch. Das Ehrenmal ruht auf einer durch zwei Stufen (je 0,35 m) erhöhten und mit Feldsteinen eingefassten Plattform und ist nach Osten und Süden mit einer etwa 0,75 m hohen Mauer, ebenfalls aus Feldsteinen, abgeschirmt. An der Frontseite des massiven Podestes wurde eine schwarze Marmortafel (1,40 x 0,90 m) mit den Namen der gefallenen Krieger unter der Überschrift: „Es starben für das Vaterland" angebracht. Im oberen Teil des Denkmals ist eine 0,63 x 0,73 m große helle Sandsteinplatte eingelassen worden, in der der Text: 1914 - 1918 Unseren Helden zum Gedächtnis -.- Gemeinde Oythe und darüber das Eiserne Kreuz eingemeißelt sind. Die Spitze des Denkmals ist mit einem ovalförmigen Stein stumpfwinklig abgedeckt. Der geräumige Vorplatz war ursprünglich zum Teil mit Sträuchern bepflanzt und in der Mitte ein immer gepflegtes Blumenbeet angelegt. In solchem Zustand befand sich das Denkmal bis 1930. Aufschlussreichere Quellen Bei unseren Recherchen, die nach Niederschrift der oben stehenden Erkenntnisse noch fortgesetzt wurden, kam uns unerwartet ein glücklicher Zufall zu Hilfe. Der Oyther Heimatvereinsvorsitzende Georg Böske fand in der Pfarrchronik 7 zunächst einzelne Hinweise auf das Kriegerdenkmal, dann im Pfarrarchiv aber auch ausführliche Aufzeichnungen vom damaligen Pfarrer und Dechanten Dr. Ludwig Averdam (1911 bis 1946 in Oythe). Sie bestätigen die eingangs erwähnten Vermutungen über die lückenhafte Berichterstattung in der OV und sagen zudem einiges über die Gründe aus. Dr. Averdam, ein vielseitig interessierter und gewissenhafter Pfarrer, schildert die Vorgänge inhaltlich so, manchmal sehr direkt: „Bereits im Jahre 1919 steckten einige von den zurückgekehrten Kriegern die Köpfe zusammen und wollten ein Kriegerdenkmal bauen und einen Kriegerverein gründen". Doch der Denkmalbau fand zwar die Zustimmung des Pfarrers, die Vereinsgründung aber nicht, weil er befürchtete, „dass bei überörtlichen Veranstaltungen alle möglichen Männer zusammengetrommelt würden und das stille Oythe störten". In einer Predigt wandte er sich gegen dieses Vorhaben und folglich blieb es zunächst bei dem bisherigen Zustand. Schon 1922 regten sich erneut die vormaligen Kräfte und betrieben die Gründung eines Vereins der Frontkämpfer, nämlich des „Stahlhelm". Das gefiel dem Pfarrer wieder nicht, denn die Bundesleitung des Stahlhelm hatte bereits 1921 in einer Veröffentlichung gegen die katholische Kirche agitiert. Die Aussagen waren aber inzwischen vom Zentralverband zurückgenommen worden. Mit Hilfe des Nachbarvereins aus der Stadt Vechta konnten jedoch die meisten Oyther Frontsoldaten für den „Stahlhelm" gewonnen werden. Dem neuen Verein fehlte es dann aber an Impulsen und Lebenskraft, so dass er bereits nach zwei Jahren seine Bedeutung verlor und Dr. Averdam zufrieden anmerkte: „... und wird hoffentlich nicht wieder erwachen". Der Plan für den Bau eines Kriegerdenkmals blieb trotz dieser Misshelligkeiten weiter präsent. Der Pfarrer wandte sich nunmehr an mehrere Beratungsstellen und erhielt auch verschiedene Vorschläge. Sie fanden keine Zustimmung, weil sie sich entweder zu kostspielig oder als unschön erwiesen. Nun ergriff Dr. Averdam selbst die Initiative und entwarf den Plan für eine Denkmalskapelle in Form einer Rotunde (Rundbau) mit Säulen und Fenstern. Das Bauwerk könnte auf dem sogenannten „Pastors Brink" einen würdigen Platz finden und zugleich bei der Fronleichnamsprozession als vierten Altar genutzt werden. Der Innenraum sollte einen Altar mit dem Bild der Schmerzensmutter erhalten und an den Wänden im Altarraum wollte er die Namen der Gefallenen anbringen lassen. Dieser Vorschlag fand aber nicht die Zustimmung der Bevölkerung, denn sie wollte ein „Denkmal" und keine Kapelle. Nach solcher unterschiedlicher Meinungsbildung wurde das Vorhaben zunächst wieder hinausgeschoben, bis man 1922 seitens der Kriegsteilnehmer dem Entwurf des Pfarrers doch noch zustimmte. Eine gewählte Kommission bestellte auch sogleich die erforderlichen Backsteine bei der Ziegelei Menke in Bergstrup. Indessen stellten sich aber neue Bedenken ein, so dass der Baubeginn unterblieb. Mittlerweile schritt die Geldentwertung immer schneller voran. Zum gleichen Zeitpunkt sammelte der Lutter Kriegerverein Naturalien und finanzierte damit seinen Denkmalbau. Dieses Beispiel machte Schule und die „früheren Haupttreiber in Oythe" trugen nun ebenfalls Kartoffeln und Roggen zusammen. Der Ertrag reichte aus, um, so formulierte der Pastor, „bei derselben protestantischen Kunststeinfirma in Oldenburg, die das Lutter Denkmal geliefert hatte, auch ein ähnliches zu bestellen". Die von ihm vorgeschlagene Kapellenform fand weiterhin keine Zustimmung. Vielmehr besichtigte die Kommission nun verschiedene andere Denkmäler und bestellte dann nach einem vorliegenden Entwurf, der nicht näher bezeichnet ist, das Denkmal bei der Oldenburger Firma, die ebenfalls nicht genannt ist. Dr. Averdam kommentierte den Entschluss so: „Gott Dank, dass es (gemeint ist das Denkmal) ja nicht gerade hässlich ausgefallen ist, obgleich es ja echt lutherisch, ohne irgendwelche Symbole des katholischen Glaubens trägt". Die Bauarbeiten begannen im Frühjahr 1923 und gingen zügig voran, so dass die Einweihung am 27. Mai 1923 erfolgen konnte. Der Ablauf wurde von einem wiederum nicht genannten Initiator wie folgt festgelegt 8 : Programm für die Einweihung des Kriegsgefallenendenkmals Oythe Sonntag, den 27. Mai 1923 3 Uhr Gedächtnisfeier in der Kirche anschließend Enthüllung Festzug: Aufstellung auf dem Schulplatz, Reihenfolge: Kinder, Musikverein, Angehörige der Gefallenen, Geistlichkeit, Gemeinderat, Gesangverein, Stahlhelm, Gemeindeangehörige, Am Denkmal: Musikverein (Wo findet die Seele ...), Prolog, Übergabe des Denkmals an die Gemeinde, Enthüllung, Übernahme durch den Gemeindevorsteher mit Ansprache, Gesangverein (Morgenrot), Rede der Geistlichen, Kranz, Läuten, Musikverein (Es ist bestimmt in Gottes Rat...), Gesangverein (Es klingt ein heller Klang), Gemeinschaftliches Lied (Ich hatt' einen Kameraden, 3 Strophen) Anmerkung: Fahnen mit Trauerflor, Anzug, wenn möglich schwarzer Anzug mit Cylinder. Um die Ansprache des Pfarrers, der vorher fest zugesagt hatte, gab es einen Disput, weil „am letzten Abend die Opponenten von früher dem Pastor die Hauptrede wieder nehmen wollten, denn es wäre passender, dass ein Mitglied des Stahlhelm diese Ansprache hielte". Doch es fand sich kein geeigneter Redner unter den Oyther Mitgliedern und vor einem auswärtigen Referenten wollte der Pastor nicht zurückstecken. Dr. Averdam notierte deshalb: „Der Pfarrer blieb bei seinem „entweder - oder", entweder der Pastor hält die Rede, oder die kirchliche Vertretung bleibt zu Hause. Notgedrungen gaben sie endlich nach". Die Einweihungsfeierlichkeiten verliefen reibungslos und für alle zufriedenstellend. Der Pfarrer vermerkte in der Chronik, dass nachfolgend die feindliche Einstellung der ehemaligen Soldaten gegen ihn allmählich einschlief, obwohl er ihnen den Kriegerverein verhindert habe. Nachträglich sei jedoch von verschiedenen Mitbürgern bedauert worden, „dass statt des nichts sagenden Steinhaufens nicht die Kapelle gebaut worden ist". Er fügte hinzu: „Vielleicht entschließt sich die Gemeinde Oythe noch, das ganze Denkmal als Postament für eine Christusfigur „Christi Thronerhebung" zu bauen. Dazu würde es sich wunderschön eignen und dann wäre es auch ein echt katholisches Kriegerdenkmal, vielleicht das schönste in der ganzen Gegend". Christkönigs-Statue Im Sommer 1929 9 erhielt die Denkmalanlage eine Einfassung mit Kantsteinen. Der Vorplatz wurde mit Klinkern gepflastert, ein Rondell mit Blumen bepflanzt und die Zwischenräume mit Gartenkies bestreut. Dadurch kam das Denkmal, dessen Erscheinungsbild durch die inzwischen erfolgte Verlegung der Strasse etwas zurückgedrängt worden war, wieder besser zur Geltung. Dr. Averdam trug nun nochmals den bereits bei der Denkmaleinweihung 1923 geäußerten Wunsch vor, zur Krönung des Ganzen eine Christkönigs­Figur auf die Spitze des Denkmals zu setzen, um demselben auch eine christliche Note zu geben (bislang fehlten jegliche katholischen Symbole, so dass das Ganze einen lutherischen Charakter trug, die ja auch von andersgläubigen Fabrikanten angefertigt werden)". Es wurde nun zunächst an „lebendigen Modellen" (Männer) ausprobiert, ob sich eine solche Aufstellung auch in Wirklichkeit gut ausnehmen würde". Die Begutachtung fiel positiv aus und der Pfarrer erhielt den Auftrag, das nötige Geld zu beschaffen. Die Sammlung erbrachte rund 600 Mark, doch die reichten, um etwas Gutes zu erreichen, nicht aus. Die Auftragsvergabe für eine Statue wurde deshalb noch hinausgeschoben. Im Sommer 1930 versuchte man erneut, das noch fehlende Geld zusammen zu bekommen. Zu der bereits vorhandenen Summe kam ein weiterer Betrag von 320 Mark durch Stiftung hinzu und eine nochmalige Sammlung ergab 659 Mark, so dass insgesamt rund 1500 Mark zur Verfügung standen. Nun ging es darum, das passende Standbild zu finden 10 . Das erste Angebot für eine Terracotta-Figur aus Trier fand keinen Anklang. Dr. Averdam versuchte es dann bei dem bekannten Kunstbildhauer Lambert Piedbeouf in Aachen, der ihm vom Zentralsekretariat der Herz­Jesu- Thronerhebung für Deutschland empfohlen worden war. Nach einem umfangreichen Schriftverkehr, in dem sowohl der Kunstverstand und die Zielstrebigkeit des Pfarrers, aber auch die fachlichen und handfesten Vorstellungen und Ansichten des Künstlers aufeinander prallten, kam man zu einer zufrieden stellenden Einigung und schloss den als Anlage beigefügten „Contrakt" 11 . In dem Vertrag ist von der eingesandten Skizze die Rede. Bei dem Schriftverkehr befindet sich eine Zeichnung 12 , die auf Seite 7 abgebildet ist und eine Christkönigsfigur mit Strahlenkranz darstellt. Es ist aber nicht ersichtlich, ob diese Vorlage im Wortlaut des Vertrages gemeint war. Das Kunstwerk wurde im Oktober 1930 geliefert und konnte am Christkönigsfest (26. Oktober) feierlich eingeweiht werden. Es fand allseits Interesse und Zustimmung und der Künstler selbst war von seinem Werk vollauf begeistert. Bei der Einsegnung hielt Pfarrer Dr. Averdam die Weiherede und nahm die kirchliche Benediktion nach vorgeschriebenen Ritus vor 13 . Die Musikkapelle der Missionsschule Füchtel begleitete die feierliche Handlung musikalisch. Nach Schluss, so schreibt Dr. Averdam, marschierten die Krieger im militärischen Aufzug unter Vorantritt der Musik durch das Dorf, schwenkte bei Kluge ab in die Gastwirtschaft ... und beschloss zum Dank, einen Kriegerverein zu gründen. Der Pfarrer war enttäuscht, dass trotz seiner Mahnung nun doch von „ein paar Anführern" die Gründung betrieben worden war. Er sah sich veranlasst, am Sonntage bei der Predigt gegen einen offiziellen Kriegerverein zu sprechen, nicht weil er etwas gegen die Krieger habe oder ihnen keine Vergnügungen gönne, „sondern um bei weltlichen Feierlichkeiten, die fast immer mit den Kriegervereinen verbunden sind und besonders das Hinzuziehen von fremden Kriegern und das Mitfeiern der Unserigen bei auswärtigen Kriegerfesten zu verhüten". Viele gaben dem Pastor recht, so meinte Dr. Averdam, aber nicht alle und er hoffe, dass die offizielle Gründung nicht zustande komme. Später fügte er hinzu „1933 aber doch". Nach der Schlussrechnung vom 18.10.1930 betrugen die Gesamtkosten einschließlich aller Nebenausgaben lt. nachstehender Aufstellung 1416,38 Reichsmark. Das ist fast genau die Summe der gesammelten Gelder. Aufstellung nach der Chronik der Pfarre Oythe (1911 - 1934), Seite 31: Die Kosten der Christkönigsfigur belaufen nach Rechnung vom 18.10.1930: Herz-Jesu-Statue, 2,08 m hoch, in Savonierstein ausgeführt 1.200,00 RM Für Transport und Aufstellung 100,00 RM Für 1 Sockelstein - nachbestellt - 30,00 RM Vergoldung der Krone und Mantelschließen 12,00 RM Zeichnung und Schablonen für den Strahlenkranz 23,00 RM 1.365,00 RM Hinzu kommen: 1. Fracht für den Sockelstein und 1 Flaschenzug 18.10.30. 24,18 RM 2. dem Gehilfen für Einmeißeln der Stemmlöcher für den Strahlenkranz 6,00 RM 3. Gratifikation an den Gehilfen 10,00 RM 4. Fracht für Rücksendung der Kiste mit Werkzeugen 23.10. 9,60 RM 5. Telefongespräch 1,60 RM 1.416,38 RM Damit war der Denkmalbau nun abgeschlossen. Unerwünschtes Christusbild Hatte die bisherige Pflege und Unterhaltung des Kriegerdenkmals in den Händen der Katholischen Kirchengemeinde gelegen, so versuchte man staatlicherseits ausgerechnet während des Zweiten Weltkrieges dies zu ändern. Der Bürgermeister der Stadt Vechta, Georg Quathamer (Oythe war 1933 bei der Oldenburgischen Verwaltungsreform in die Stadt Vechta eingemeindet worden) richtete am 27.8.1940 folgendes Schreiben an das Katholische Pfarramt in Oythe 14 : ___________________ Der Bürgermeister Vechta, den 27. August 1940 An das kath. Pfarramt Oythe b. Vechta Die Betreuung des Kriegerdenkmals in Oythe habe ich für die Stadt Vechta übernommen. Die Gestaltung des Denkmals entsprach bei der Errichtung, auch in seinem Äußeren, den an ein Denkmal für die gefallenen Kriegsteilnehmer zu stellenden Anforderungen. Nicht als in diesem Rahmen passend ist die auf dem Denkmal später angebrachte Gottesfigur mit dem Sonnenkranz anzusprechen. Ich beabsichtige daher, die Figur wieder entfernen zu lassen. Dadurch erhält das Kriegerdenkmal seine frühere Gestaltung wieder. Dieses Vorhaben entspricht auch dem Wunsche einer größeren Anzahl der an der Erhaltung des Denkmals in seinem früheren Äußeren interessierten Einwohner von Oythe. Die Figur beabsichtige ich der Kirche in Oythe zur geeigneten Verwendung zur Verfügung zu stellen und bitte um Mitteilung, ob dieses angenommen wird. Quathamer ___________________ Nachdem der Bürgermeister die Erledigung seines Schreibens am 15.10.1940 nochmals angemahnt hatte, antwortete Dr. Averdam, er könne die Christusfigur für die Oyther Pfarrkirche nicht annehmen und führte folgende Gründe an: 1. Die Herabnahme der Christusfigur würde gegen den Willen der Geldgeber verstoßen, die im guten Glauben gespendet hätten, denn es handele sich um ein wertvolles Objekt. 2. Die Wegnahme würde gegen den Sinn der angekündigten Übernahme des Denkmals verstoßen, weil „in Pflege und in Schutz nehmen" kein Eigentums und freies Verfügungsrecht begründet sei. 3. Die Entfernung würde die Zerstörung eines religiösen Symbols in einer rein katholischen Gemeinde bedeuten. Der Pfarrer möchte auch nicht indirekt an solchem Vorgehen beteiligt sein und sich mitschuldig machen. Dieser Begründung wurde der Hinweis hinzugefügt, „dass die zahlreichen im Felde stehenden Soldaten aus der Pfarrgemeinde Oythe in der Seele gekränkt sind, da ihr Opfersinn, mit dem sie Führer und Vaterland dienen, zutiefst in ihrer religiösen Überzeugung verankert ist. Sie würden es nicht verstehen, wenn man in ihrer Abwesenheit in der Heimat den aus ihrem religiösen Glauben entspringenden Wünschen zuwiderhandeln würde. Ebenso würden die Oyther Familien die Entfernung der Christusfigur von ihrem Kriegerdenkmal sehr missbilligen". Schließlich unterstreicht Dr. Averdam, „dass die Figur ein Kunstwerk ist, das dem Denkmal erst den rechten Wert gibt und das Ganze zu einem unserer gefallenen Helden würdigen Denkmal macht". Er bekräftigt dann abschließend, dass er sich verpflichtet fühle, sowohl die höhere kirchliche als auch die staatliche Behörde zu unterrichten, falls die Christusfigur trotzdem vom Denkmal entfernt werde. Nach gut einem halben Jahr teilte der Bürgermeister am 2.4.1941 dem Pfarramt mit, dass er inzwischen eine gutachtliche Stellungnahme des Denkmalpflegers beim Hochbauamt im Ministerium der Finanzen eingeholt und dieser festgestellt habe, dass das Kriegerdenkmal in seiner Gesamtheit keineswegs den künst­lerischen Anforderungen entspreche. Außerdem sei das Denkmal seinerzeit ohne Genehmigung errichtet worden und er behalte sich vor, das Denkmal zu gegebener Zeit entfernen zu lassen. Er bot deshalb an, dass er die Christusfigur schon jetzt der Kirche zur Verfügung stellen werde, falls sie dafür Verwendung habe. Wenn er keine Antwort erhalten sollte, würde er über die Angelegenheit selbst befinden. Nach dieser Mitteilung endet der Schriftverkehr. Es ist nicht bekannt, ob und wann weitere Schritte seitens des Bürgermeisters unternommen worden sind, Fest steht aber, dass die Christusfigur damals nicht entfernt worden und noch heute vorhanden ist. Das Denkmal in der Nachkriegszeit Nach den Lokalberichten der OV nahm man im Herbst 1951 die Vervollständigung der Ehrentafel am Denkmal mit den Namen der im Zweiten Weltkrieg Gefallenen und Vermissten in Angriff 15 . Sie sind auf vier schwarzen Marmortafeln an der 1,75 m hohen Umfassungsmauer eingraviert. Die Kosten trugen die Einwohner der Kirchengemeinde. Der inzwischen gebildete Kriegerdenkmalsausschuss Oythe beschloss im Sommer 1952 die Neueinfriedigung des Denkmalbereiches mit Feldsteinen. Als im Oktober die Arbeiten beginnen sollten, wurden alle Grundstückseigentümer der Gemeinde gebeten, etwa auf ihren Besitzungen gefundenen Steine zur Verfügung zu stellen. Freiwillige Helfer aus den Bauerschaften beteiligten sich an den weiteren Arbeiten, deren Kosten zu Zweidrittel vom Bezirk Oythe und ein Drittel von der Stadt Vechta getragen wurden. Nach Fertigstellung der Einfriedigung beschloss der Planungsausschuss der Stadt Vechta im Mai 1953 die würdige und saubere Gestaltung des Denkmalgeländes und der Umgebung 16 . In diese Maßnahme wurde auch der Ausbau des vorhandenen Weges zwischen Ehrenmal und Pastorat mit einbezogen, der schon lange von der Bevölkerung gewünscht worden war. Stilvolle Anpflanzungen trugen nach Abschluss der Arbeiten zur Verschönerung des Ortsbildes bei, die im Herbst 1953 beendet werden konnten. Ein langjähriges Sorgenkind blieb allerdings der katastrophale Zustand der Landesstrasse I in der Ortsdurchfahrt 17 . Der Straßenbelag bestand noch aus Kopfsteinpflaster der Vorkriegsjahre und konnte dem starken Verkehr kaum noch standhalten. Anfang September 1954 begann endlich nach längeren Vorverhandlungen der Neubau der Dorfstraße. Der Straßenkörper erhielt jetzt eine Asphaltdecke, wurde um eineinhalb Meter verbreitert und die unübersichtliche Kurve begradigt. Die Fahrbahn reichte jetzt bis auf 1,50 m an den Sockel des Kriegerdenkmals heran, ein Zustand, der auf Dauer nicht befriedigen konnte. Als im April 1967 im Zuge der ortsplanerischen Bereinigung des Dorfzentrums der nochmalige Ausbau der Landesstraße mit Begradigung und Anlegung eines beiderseitigen Fuß- und Radweges anstand, kam man um die Versetzung des Kriegerdenkmals nicht herum. Beschlossen wurde deshalb die Zerlegung des Denkmals in seine Einzelteile und der Wiederaufbau rund 25 Meter südlich des bisherigen Standortes. Der Lohner Gartenbauarchitekt Hempelmann gestaltete die gärtnerischen Anlagen und die Stadt Vechta gewährte einen Zuschuss von 6000 DM. Bei diesem „Umbau" fand die Christusfigur jedoch nicht wieder ihren Platz auf der Spitze des Quaderblocks, sondern neben dem Denkmal auf der südlichen Umfassungsmauer. Außerdem ist seitdem die Vorderseite des Denkmals statt zur Straße hin jetzt auf die westliche Grundstücksspitze gerichtet. Mit der Zeit hatten sich an der rauen Oberfläche der Natur- und Granitsteine Moose und unschöne Staubablagerungen festgesetzt, die im Sommer 2002 entfernt wurden 18 . Außerdem musste die Marmorplatte mit den Namen der Gefallenen gesäubert und mit hellgrauer Kunstharzfarbe die Buchstaben neu überschrieben werden. Eine nachmodellierte Hand aus Naturstein ersetzt jetzt das entfernte Bruchstück an der Christusstatue, die linke Hand und das Gesicht wurden ebenfalls ausgebessert, so dass die Gesamtanlage wieder in neuem Glanz dasteht. ANLAGE Contract Zwischen dem Kunstbildhauer L. Piedboeuf in Aachen und dem Auftraggeber Dr. Averdam in Oythe wurde wegen Lieferung einer Christkönigsfigur ein Contract abgeschlossen unter nachstehenden Bedingungen. Der Auftrag gilt erst, wenn beide Contrahierenden persönlich unterschrieben haben. Die Christkönigsfigur (Herz-Jesu-Figur) muss ausgeführt werden nach der vom 21./22. Juli 1930 eingesandten Skizze - und alles bis 26. Oktober 1930 fertig sein. Die Figur selbst (abgesehen von den beiden Armen) samt der Halbkugel unter den Füßen muss angefertigt werden aus 1 (einem einzigen) Stück Savoniere-Kalkstein, I. Qualität, ohne Risse und Mängel. Die Christusfigur selbst muss 1,80 m (ein Meter und 80 Centimeter) hoch sein also das ganze Bild mit Sockel und Kugel reichlich 2 (zwei) Meter. Der Preis für die ganze Skulptur fix und fertig und aufmontiert beträgt 1200 (zwölfhundert) RM. Für Transport, Versicherung, Reise, Aufstellung erhält der Künstler noch weitere 100 (hundert) RM. Dafür trägt er die Garantie des Transportes und die Gefahr der Aufstellung, insbesondere jegliche Haftpflicht für seine eigene Person und die der Mithelfer (als Mitglied und Versicherung in der Unfall-Berufsgenossenschaft). Mit kurzen Worten: Der Preis 1200 + 100 = 1300 RM wird erst fällig, wenn die Figur unbeschädigt oben aufmontiert steht und wird dann nach endgültiger Abnahme der Beteiligten (Besteller) sofort bar ausgezahlt. Mit der Gefahr des Transportes und mit Haftpflicht will der Auftraggeber nichts zu tun haben. Für Handlanger wird von hier aus gesorgt, ebenfalls für die Gerüststangen. Der Lieferant muss aber selbst die Aufstellung des Gerüstes leiten, weil die hiesigen Arbeiter allein solche Arbeiten nicht kennen, Logis und Kost hat der Künstler, so lange er hier wegen der Aufstellung bleiben muss, frei. Den Flaschenzug wollen wir zu leihen suchen, andernfalls muss der Lieferant den seinen mitbringen. Die Gratifikation von 50 RM fällt weg resp. ist in obigen 100 RM mit eingeschlossen. Nebenrechnungen und etwaige Nachforderungen dürfen nicht gemacht werden. Oythe, 30. Juli 1930 Gez. L. Piedboeuf Quellennachweis 1. Brockhaus Enzyklopädie, 21. Band, Seite 67, 23. Band, Seite 685, Mannheim 1993, 1994 2. Oldenburgische Volkszeitung Vechta (OV) vom 6.8.1921, 3. OV vom 12.8.1921, 4. OV vom 10. und 17.12.1921, 5. OV vom 26.5.1923, 6. Nannen Klaus: Kriegerdenkmäler im Oldenburger Münsterland, Magisterarbeit,i. Teil, Abschnitt 5.2.5, April 2002, Brockhaus 24. Band, Seite 366, Mannheim 1994, Erdmann-Petris Dr. Friedrich: Handbuch der Fremdwörter, Leipzig, ohne Jahr, Seite 623, 25. Ausgabe, 7. Chronik der Pfarre Oythe 1911 - 1934, Seite 16 - 19, 8. Archiv Heimatverein Oythe: Schriftwechsel Reg. Nr. 173, 9. Desgleichen: Seite 29 - 32, 10. Pfarrarchiv Oythe: Akte 5125 Kriegerdenkmal, 11. Desgleichen, 1929 - 1930, 12. Desgleichen 13. Chronik der Pfarre Oythe, Seite 30, 31, 14. Archiv des Heimatvereins Oythe: Reg. Nr. 173, 15. OV vom 30.10.1951, 30.8.1952,1.10.1952 10.12.1952 16. OV vom 8.5.1953, 23.9.1953,10.10.1953 17. OV vom 11. und 19.4.1967, 18. OV vom 4.6.2002 18. OV vom 4.6.2002 siehe auch Heft Nr. 20 des Heimatverein Oythe e.V. - Seite 119 - 134
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